Alpaka-Wanderung als Entschleuniger
Spaziergänge können sehr erholsam sein. Diese Erfahrung hat bestimmt jeder schon einmal gemacht. Gehen wir nicht alleine, gehen wir mit einem Freund, einem Familienmitglied oder auch dem Hund. Soweit völlig normal. Sind Sie allerdings schon mal mit einem Alpaka spazieren gegangen? Alpakas sind diese gutmütigen niedlichen kuscheligen Tiere, mit Knopfaugen die ursprünglich aus Südamerika kommen. Nein bisher nicht? Ich auch nicht! Allerdings steht es seit einigen Wochen auf meiner TO-DO-Liste. Warum? Eine Freundin berichtete mir von Ihrer 3-stündigen-Alpaka-Wanderung und es hörte sich wunderbar an. Wunderbar erholsam und herrlich entschleunigend. Trotz deutschem Winterwettergrau durchzogen mit Regengüssen. Trotz der Tristesse, die so ein deutscher Wald bei Nieselwetter zu bieten hat.
Meine Freundin war ganze 3 Stunden mit der Wanderung und dem Tier beschäftigt. Aber mit was eigentlich genau?
Sie hat ihre Umgebung mit allen Sinnen wahrgenommen, war völlig bei sich und im Moment: Sie hat die Alpakas beobachtet, den Wind und Regen im Gesicht gespürt und die Ruhe genossen. Sie hat ihren Alltag ausgeblendet und bewusst wahrgenommen, wie es ihr in dem Moment ging. Sie war achtsam!
Definitiv ein Grund für mich, das Thema Achtsamkeit noch mal näher zu beleuchten.
Achtsamkeit – Was ist das eigentlich?
Mindfulness oder zu Deutsch Achtsamkeit ist ein absoluter Megatrend. Ob im Internet oder Live, es werden mittlerweile gefühlt überall Kurse dazu angeboten. Eine Google-Suche nach dem Wort Achtsamkeit brachte mehr als 9 Millionen Treffer, die Suche nach Mindfulness mehr als 104 Millionen. Aber was ist das eigentlich?
Achtsamkeit beschreibt ganz grob Folgendes:
Ich beobachte mich und meine Umgebung.
Ich bin konzentriert.
Ich richte meine Aufmerksamkeit auf die Gegenwart und nehme alle Gefühle, Gedanken, Eindrücke sowie alles aus meinem Umfeld bewusst, offen, akzeptierend und urteilsfrei wahr.
Es wird nichts bewertet, nichts eingeordnet, nichts klassifiziert, nichts beurteilt.
Ich nehme alles so wie es kommt und betrachte die Dinge mit einer gewissen emotionalen Distanz.
Einer Situation oder auch Person schenke ich meine absolut ungeteilte Aufmerksamkeit.
Es ist daher meist genau das Gegenteil von unserem chronisch reizüberfluteten Alltag mit Stress, Hektik, medialer sowie digitaler Dauerbeschallung, Multitasking und automatisierten Alltagsabläufen.
Was habe ich von Achtsamkeit?
Das Konzept der Achtsamkeit kommt ursprünglich aus dem Buddhismus. Aber auch ohne religiösen Hintergrund kann es in den Alltag integriert werden.
Was habe ich nun aber von diesem völlig wertfreien und akzeptierenden Bewusstseinszustand? Muss ich das 8-Wochen-Programm MBSR (Mindfulness-Bases Stress Reduction: ein achtwöchiges, wissenschaftlich fundiertes Übungsprogramm für die achtsamkeitsbasierte Stressreduktion) durchlaufen, dass der amerikanische Biologe Jon Kabat-Zinn Ende der 70er Jahre entwickelt hat und was ursprünglich für Menschen mit chronischen Erkrankungen oder psychischen Beschwerden gemacht wurde. Oder kann ich die Bewusstseinstechniken auch anders erlernen und anwenden?
Bereicherung erfahren & Glücksmomente schaffen
Achtsamkeit ist ein so großes Thema, aber im Kern geht es ja darum, den aktuellen Moment bewusst zu erleben und wahrzunehmen. Egal ob wir die Wohnung putzen, mit einem Freund sprechen oder auf dem Weg zu Arbeit sind. Häufig hängen wir der Vergangenheit nach oder machen uns Gedanken um die Zukunft, aber eigentlich leben wir doch in der Gegenwart!
„Denke immer daran, dass es nur eine wichtige Zeit gibt: Heute. Hier. Jetzt.“ Leo Tolstoi
Warum also nicht ganz bewusst einfach mal im HIER und JETZT sein?! Warum nicht wertschätzen und genießen was wir gerade haben, bewusst den Moment erleben, anstatt mit den Gedanken ganz woanders zu sein? Könnte das nicht eine absolute Bereicherung für uns, aber auch für unser Umfeld und unsere Beziehungen sein?
Eigene Gefühle wahrnehmen
Unser Leben ist so vollgestopft mit Dingen, dass wir manchmal gar kein Gefühl mehr für uns haben. Wie geht es uns eigentlich? Was brauchen wir eigentlich? Was tut uns gerade gut? Wenn wir achtsam mit uns umgehen, können wir den verloren gegangenen Zugang zu uns selbst wiederherstellen. Wir wissen wieder was wir gerade brauchen und können dementsprechend handeln. Wir können uns Gutes tun, wo wir Gutes brauchen!
„Achte auf deine Gedanken. Sie sind der Anfang deiner Taten.“ Buddha
Verhaltensweisen ändern
Durch den besseren Zugang zu uns selbst und durch die Betrachtung unserer inneren Welt, können wir erkennen, wann wir für uns unerwünschte Verhaltensweisen zeigen. Wann machen wir etwas immer wieder, obwohl wir es gar nicht wollen und es uns gar nicht gut tut. Nur wenn wir uns gut beobachten, können wir diese Muster erkennen und ändern.
In der Tat gibt es noch eine Menge mehr, was Achtsamkeit alles leisten können soll. Dazu allerdings mehr im 2. Teil dieser Blog-Reihe, in dem es um die kritische Betrachtung und die Anwendbarkeit im Berufsleben gehen wird.
Haben Sie auch das Gefühl, dass Sie etwas mehr Achtsamkeit in Ihrem Leben brauchen? Gelassener werden und und in hitzigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren?
Dann legen Sie doch direkt los...
3 kleine Übungen für Ihren Alltag
1. Wege bewusst gehen
Den nächsten Spaziergang, den Sie machen oder auch einfach den nächsten Gang, den Sie zu Fuß vor sich haben z. B. Weg zum Einkaufen, zum Arzt, zum Bäcker... machen Sie ihn bewusst und aufmerksam. Erleben Sie den Moment mit allen Sinne:
Beobachten Sie Ihre Umgebung.
Nehmen Sie alles wahr, was Ihnen begegnet: Menschen, Fahrzeuge, Pflanzen, Tiere.
Welche Geräusche hören Sie?
Prasselt Ihnen der Regen ins Gesicht oder wärmt die Sonne Ihre Haut?
Welche Gerüche gibt es?
Wie geht es Ihnen dabei? usw.
Nehmen Sie alles wie es ist. Akzeptieren Sie alles wie es ist und am wichtigsten: bewerten Sie nichts!
Spüren Sie selbst, wie es Ihnen damit geht.
2. Bewusst essen
Essen ist ein absolut wichtiges Thema und doch machen es viele einfach so nebenbei. Warum nicht mal einfach ganz bewusst essen? Beim Frühstück nicht schon über den Tag nachdenken. Nein, ganz bewusst die Mahlzeit mit allen Sinnen erleben:
Wie genau sieht das Frühstück aus?
Welche Farben sind alle auf Ihrem Teller?
Was riechen Sie alles?
Was genau schmecken Sie?
Welche Konsistenz hat Ihr Essen? usw.
Richten Sie die komplette Aufmerksamkeit auf diesen Vorgang, allerdings stets ohne zu bewerten, ob das Essen nun gut oder schlecht schmeckt oder der Kaffee zu dünn ist. Trainieren Sie Ihr Bewusstsein einfach auf den Moment.
Versuchen Sie alle Mahlzeiten zumindest in Teilen achtsam zu genießen.
3. Atempause
Gönnen Sie sich 1 Minute Zeit. Schließen Sie die Augen und atmen Sie ein und wieder aus. Denken Sie an nichts und konzentrieren Sie sich ganz auf Ihre Atmung. 1 Minute nur das.
Sie können als Idee auch die Hand auf Ihren Bauch legen und spüren wie sich Ihre Hand hebt und senkt. Gerne können Sie sich dazu entspannte Musik anmachen oder diese Atem-Pause ausdehnen. Genießen Sie Ihre Auszeit. Kommen Gedanken, nehmen Sie diese einfach an. Bewerten Sie sie nicht, sondern schieben Sie diese einfach beiseite.
Schauen Sie gerne zum Schluss, wie sich Ihr Zustand verändert hat und wie es Ihnen im Gegensatz zu vorher geht.
Ein schönes Zitat zum Schluss:
„Für mich ist Achtsamkeit besonders in einer hektischen Zeit ein Anker, der dafür sorgt, dass ich entspannt bleibe. So kann ich die „Einladungen“ mich zu stressen, freundlich ablehnen.“ (http://no-right-no-wrong.com/was-ist-achtsamkeit-roundup/)
Ich wünsche Ihnen ganz viel Spaß mit Ihren ersten Schritten in Richtung Achtsamkeit und freue mich, wenn Sie in 2 Wochen den nächsten Beitrag meiner Blog-Reihe zum Thema Achtsamkeit lesen, indem es u.a. um die Anwendung im Berufsalltag geht.
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