top of page

Teil 3: Ich bin dann mal offline – 5 Tipps für Ihre digitale Auszeit


Blog-Reihe zum Thema Achtsamkeit: Teil 3: Eine Person tippt etwas auf ihrem Handy

Fehlende Aufmerksamkeit

Ich war vor einiger Zeit mit meinem Sohn beim Kinderarzt. Als wir im Sprechzimmer waren, fragte mein Sohn den Arzt, ob es seine Kinder auf den Fotos im Flur sind. In dem Moment fragte ich mich: Welche Kinder und welche Fotos? Ich war total erstaunt. Der Arzt antwortete dann auch noch: "Ja das sind sie". Mein Sohn war zufrieden. Aber ich war es nicht, denn ich fragte mich während dieser kurzen Unterhaltung immer noch, warum ich diese Fotos noch nie gesehen habe. Vielleicht weil mich der Blick aufs Handy mal wieder abgelenkt hat?! Oder ich gedanklich schon wieder irgendwo anders war?!

Ich weiß es nicht mehr, aber ich weiß, dass diese Momente sich in letzter Zeit häufen. Momente der Unachtsamkeit. Mein Sohn bemerkt Dinge, die ich nicht bemerke. Absolut erschreckend!


Zeit was zu ändern!


Hat auch Ihr Alltag Sie mit medialem Dauerbeschuss fest im Griff? Dann machen Sie doch direkt mit...


Bereits im ersten Teil „Stress und Hektik in Dauerschleife? Wie wäre es mit Achtsamkeit?“ und zweiten Teil „Achtsamkeit – hilft das wirklich, auch im Job?“ meiner Achtsamkeits-Reihe habe ich beschrieben, was Achtsamkeit ist, welche Vorteile das Erlernen dieser Bewusstseinstechniken haben kann, welche kritische Betrachtung wir nicht vergessen sollten und welche Anwendung es auch im Job für achtsames Verhalten gibt.


Zahlen, Daten, Fakten

Wenn ich mir die untenstehende Grafik aus dem Jahr 2019 mal so anschaue, wird mir bewusst, dass es genau das für uns ist: unentbehrlich! Wir nutzen unser Handy nicht mehr nur für die Kommunikation, sondern für gefühlt alles. Ob wir Filme gucken, Musik hören oder uns Informationen holen möchten. Was auch immer... Für alles gibt es eine App, eine Plattform, einen Dienst. Handy im Bus, Handy beim Essen, Handy beim Warten, Handy bei der Arbeit, Handy beim Spaziergang, Handy vor dem Fernseher, Handy kurz vor dem Schlafen u.v.m. Es ist stets und ständig unser Begleiter.


Wann genau haben sie das letzte Mal das Haus ohne Ihr Handy verlassen? Ich muss zugeben, dass ich es nicht mehr weiß.


Laut der Studie von Telefonica (siehe Grafik) ist das Handy für 80 Prozent der Befragten ein ständiger Begleiter in ihrem Alltag. Durchschnittlich ganze 2,1 Stunden täglich nutzen wir unsere mobilen Begleiter, jeder Vierte der 18- 29-Jährigen sogar mehr als vier Stunden täglich.


Quelle: obs/Telefónica Deutschland Holding AG

Misere: Fluch oder Segen?


Hilfe bei Alltagsdingen

Natürlich ist es aber auch eine wunderbare Sache dieses Ding. Es ist der Lauf der Zeit und in Zeiten der Digitalisierung und der globalen Vernetzung nicht mehr wegzudenken. Und es ist ja auch ganz großartig und praktisch sich noch mal schnell über die Geschehnisse des Tages zu informieren, online für den Abend 2 Kinokarten zu reservieren oder sich mit dem Freund über die gelaufene Prüfung auszutauschen.

Ständige Ablenkung

Bedenklich wird es, weil es uns täglich viel zu oft von dem ablenkt, was wir gerade tun. Bei meinem Mann im Büro sind Handys verboten. Das kommt zwar nicht daher, dass die Mitarbeiter sich nicht davon nicht ablenken lassen sollen, sondern hat den Grund, dass er in einem Sicherheitsbereich arbeitet, aber so oder so muss er sein Handy morgens im Schließfach lassen. Anfangs dachte ich immer: Du Armer. Doch mittlerweile denke ich mir: Du Glücklicher. Denn er kommt einfach gar nicht dazu sich ablenken zu lassen, zumindest nicht vom ständigen Surren und Klingeln des Smartphones. Gut für ihn und seine Konzentration. Und gut für die Psyche, denn digitaler Dauerkonsum ist einfach schädlich.


Denn wie oft schauen wir während des Tages auf unser Telefon. Wie oft lenken uns Push-Nachrichten oder die ankommende WhatsApp oder Email von unserem eigentlichen Tun ab? Oft! Multitasking, d. h. ständige Unterbrechungen, sind ja aber nun überhaupt nicht förderlich für unser Gehirn und das absolute Gegenteil von Achtsamkeit. Der ständige Blick auf das Telefon senkt folglich die Konzentrations- und Merkfähigkeit und macht uns damit unproduktiver.

Kleine Übung: Beobachten Sie Ihr Verhalten aufmerksam für 1-2 Tage

1. Zählen Sie mal mit, wie oft Sie täglich auf Ihr Smartphone schauen.

2. Werden Sie sich bewusst, wie lange Sie brauchen, um nach einer Unterbrechung wieder zu Ihrer eigentlichen Aufgabe zurückzufinden.

Wunsch nach Zugehörigkeit und Belohnung

Was ich zudem weiterhin äußerst bedenklich finde, ist, dass alles häufig und direkt in den sozialen Medien mit teils Unbekannten geteilt wird. Die Suche nach dem perfekten Foto oder Video ist häufig wichtiger als den Moment bewusst zu genießen. Und dann geht es weiter....


Es geht ja nicht nur darum etwas zu posten, sondern das Ganze ist mit Erwartungen verbunden: Wie viele Menschen reagieren auf meinen Post? Wie viele Likes bekomme ich? Wie oft wird der Inhalt den ich hoch lade geteilt? Wie viele Follower habe ich? Sind es viele sind wir zufrieden. Sind es weniger sind wir es nicht. Wie beurteilen Sie diesen Trend für sich?

Mangelnde direkte Kommunikation

Situation: wir befinden uns im Restaurant: Beobachten Sie mal, wie oft sich Menschen gegenüber sitzen und gar nicht miteinander sprechen, sondern allesamt auf ihr Handy schauen, um im Internet zu surfen, auf sozialen Plattformen etwas zu posten oder zu lesen oder womöglich mit anderen über Twitter zu schreiben.


Dadurch kann übermäßiger Handykonsum neben gesundheitlichen Folgen auch soziale Folgen haben.

Langeweile

Weiß eigentlich noch irgendjemand was das ist? Als Kind hatte ich oft lange Weile und das war irgendwie gut so. Denn aus dieser wunderbaren freien Zeit, die ich hatte, hat sich immer irgendwas ergeben. Ich habe mir etwas ausgedacht oder mich mit Freunden getroffen. Ich wurde nicht dauerbeschallt und das hat mir den Raum verschafft, selbst zu schauen, was ich als nächstes machen kann. Das hat mir die Möglichkeit gegeben kreativ zu werden.


Heute muss keiner mehr lange Weile haben, denn es gibt ja Handys mit Apps, Spielen und Nachrichtendiensten. Ein freier Moment und schwupps wird das Handy gezückt, manchmal im Minutentakt nur um zu schauen, ob irgendwas Neues passiert ist.


Nicht mal Wartezeiten nutzen wir als Verschnaufpausen für unser Gehirn. Wann sehen wir mal jemanden einfach rumstehen und warten? Normalerweise vertreibt sich jeder die Zeit mit seinem Handy, da man dann beschäftigt aussieht. Und das wirkt ja schließlich besser als sich in der Gegend umzuschauen, Leute zu beobachten oder einfach mal gar nichts zu tun;-)


Bedenklich, denn eigentlich braucht unser Gehirn diese kleinen Pausen in denen wir unseren Gedanken freien Lauf lassen können dazu, Informationen zu verarbeiten, Wichtiges abzuspeichern und Unwichtiges auszusortieren, um danach wieder aufnahmefähig zu sein.

Wir fragen uns ständig was wir digital verpassen, wenn wir nicht auf unser Handy schauen. Aber haben Sie sich auch schon mal gefragt, was Sie analog verpassen, während Sie online sind?


In der Tat ist mein Handy für mich eher Segen statt Fluch. Es macht einfach alles viel einfacher. Aber wir haben ja noch ein Leben außerhalb dieses Gerätes!


Was nun also tun?

Diesen wunderbaren Satz habe ich einem Interview mit dem Facharzt für Neurologie Dr. Volker Busch gelesen:


Der Mensch ist kein "willenloses Fähnchen im Wind des World Wide Web".

Das bedeutet: Wie wir uns in Bezug auf die Nutzung des Internets und der sozialen Medien verhalten, entscheiden wir. Soll sich was ändern, müssen wir es aktiv und bewusst verändern und uns fragen, was wir konkret tun können. Denn laut des Wissenschaftlers haben wir unser Gehirn auch, um kritisch zu denken. Und das ist ein wesentlicher Punkt, denn dadurch kann jeder für sich die persönliche Nutzung kritisch hinterfragen.


5 Tipps für Ihre Medialen Auszeiten


Digital Detox oder auch Digitale Entgiftung ist aufgrund dieser ganzen Auswirkungen in aller Munde. Und auch wenn sicher jede digitale Auszeit eine Erholung für Körper, Geist und Seele ist, bringt die 1xjährliche Entgiftung über die Urlaubszeit relativ wenig, wenn danach der Konsum wieder wie gewohnt stattfindet.


Besser ist es daher regelmäßige und tägliche Auszeiten zu schaffen, um unserem Gehirn die Verschnaufpausen zu ermöglichen, die es einfach braucht.


1. Zeit und uneingeschränkte Aufmerksamkeit verschenken

Kennen Sie diese kleinen Gutscheinbüchlein „Zeit für uns“ oder „Ich schenke dir Zeit“, die es zu kaufen gibt und mit denen man kleine persönliche Freuden verschenken kann? Ich habe so ein Büchlein vor kurzem beim Aufräumen gefunden. Darin befindet sich ein Gutschein für einen gemeinsamen Tag offline.


Vielleicht ist es eine schöne Geschenkidee für einen lieben Menschen oder auch einfach für Sie selbst?! Vielleicht ist es sogar eine schöne Idee, sich selbst oder einem lieben Menschen regelmäßig ganz bewusst Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken, ist es doch das Wertvollste was wir eigentlich haben.


2. Selfie von sich selbst

Um auch medial achtsamer zu werden, rät die Künstlergruppe Seymour+ dazu jedes Mal ein inneres Selfie von sich zu machen, anstatt tatsächlich ein Selfie von sich mit der Kamera beispielsweise für die sozialen Medien aufzunehmen. Man sollte in diesen Momenten in sich hineinhören und sozusagen eine innere Bestandsaufnahme machen: Wie geht es mir? Wie fühle ich mich gerade? Wirklich mal genau darauf achten, welche Gefühle in einem auftauchen.

Manchmal nehmen wir uns soviel Zeit für unser Äußeres und dafür, vor anderen gut dazustehen, dass wir unser Inneres ganz vergessen. Achtsam sein und sich auf sich konzentrieren ist zudem eine wunderbare Übung um zu schauen, ob unser Bild, das wir nach außen zeigen möchten und das, was wir selbst von uns haben, übereinstimmen. Wenn dem nicht so ist, könnte das direkt eine gute Gelegenheit sein, das zu ändern.


3. Nutzung hinterfragen – Bewusstsein entwickeln

Fragen Sie sich doch vor jeder Nutzung Ihres mobilen Begleiters mal, warum Sie Ihr Handy gerade nutzen wollen und ob es gerade notwendig ist. Warten Sie auf eine wichtige Nachricht oder wollen Sie sich nur die Zeit vertreiben? Ist es gerade wirklich eine Situation in der Sie etwas Konkretes nachlesen, recherchieren oder erledigen wollten oder doch vielleicht nur Gewohnheit?

Es gibt mittlerweile sogar Apps, die genau das unterstützen sollen: Ihre Handynutzung zu reflektieren, so verrückt das auch klingt. Apps, die die Handynutzung kontrollieren, die die Nutzungshäufigkeit zählen oder auch die Zugriffszeiten festlegen können usw. Vielleicht ist das ja auch was für Sie?

4. Ablenkung minimieren – Regeln festlegen

Um ehrlich zu sein ist es selten erforderlich rund um die Uhr erreichbar zu sein. Daher ist es ratsam das Handy einfach zeitweise auszuschalten. Alternativ oder ergänzend dazu, ist es ebenfalls hilfreich, das Handy und mit ihm jegliche Push-Nachrichten stumm zu schalten. Somit eliminieren wir die ständige Ablenkung durch piepen und vibrieren.

Zudem erlauben Sie sich, nicht immer sofort auf alle Nachrichten antworten zu müssen. Das ist nicht erforderlich, wirklich! Haben Sie gerade keine Zeit, schieben Sie es auf einen Zeitpunkt, wo Sie Zeit haben. Nehmen Sie sich dann auch ganz bewusst diesen Moment nur dafür.


5. Handyfreie Zeiten und Orte festlegen

Wenn wir ehrlich sind, gibt es über den Tag verteilt so einige kurze Pausen. Ob wir auf einen Kollegen warten oder nach der Arbeit am Bahnsteig stehen. Sei es in der Mittagspause oder in der Warteschlange im Supermarkt.


Stopfen Sie diese kleinen mentalen Auszeiten doch zukünftig nicht mehr voll, um auf Ihr Handy zu schauen, was zu lesen oder jemandem zu antworten. Nutzen Sie diese Zeiten doch künftig bewusst als Pause ohne Handy... Lassen Sie Ihren Gedanken freien Lauf. Tun Sie einfach mal nichts!


Tipp: Legen Sie auch ganz bewusst Smartphone-freie Orte fest z. B. der Esstisch oder das Schlafzimmer.

Ich wünsche Ihnen ganz viel Freude bei der Planung ihrer digitalen Auszeiten und ganz viele bewusst genossene analoge Momente.




bottom of page